Heart of Scars – Kacey Young

Hallo ihr Lieben<3
Es ist wieder Selfpublisher-Time! Dieses Mal ist es ein Buch, dass mich aufgrund seiner schwierigen Problematik locken konnte. Total beeindruckend, dass man sich ohne Verlag im Nacken nicht einfach an irgendein 0815-Thema herantraut, sondern etwas echt Schwieriges zum Thema seiner Geschichte macht. Zudem ist es noch ein Debütroman!

Klappentext:

Der Schreibstil:
Woran ich gemerkt habe, dass kein Verlag im Spiel war? – es waren doch noch so einige Orthographiefehler vorhanden. Ich habe es aber NICHT daran gemerkt, dass der Schreibstil ansonsten voll ausgereift war – NICHT daran, dass er unheimlich emotional war – NICHT daran, dass er detailliert und beeindruckend mit Gefühl ein sensibles Thema behandelte. Ich fand den Stil einfach super. Dazu hatte es etwas Besonderes, dass die Protagonisten den Leser des öfteren direkt ansprachen. Man fühlte sich noch viel näher an und in der Geschichte. Die Autorin nutzt dieses Stilmittel oft, um für den Leser womöglich nicht nachvollziehbares Verhalten zu begründen. Es machte einem einfach bewusst, dass man sich schwer in die Lage der Protagonisten hineinversetzen kann und lieferte die nötigen Erklärungen, auf einer ganz persönlichen Ebene, die man brauchte, um es zu verstehen. Um sie nicht als naiv und übertreibend anzusehen. Gut gemacht!

Meine Meinung:
Ich habe dieses Buch in einer Leserunde gelesen. Es war in fünf Abschnitte unterteilt und gleich der erste hatte es in sich. Ich selber hatte kein Problem damit, einige Szenen zu lesen. Sie waren unheimlich realistisch geschrieben und diese Realität ist einfach furchtbar schrecklich, traurig, menschenunwürdig. Darauf muss man gefasst sein. Ich hatte nicht direkt damit gerechnet, aber für mich gehörte es zur Geschichte. Es hat mich die Protagonistin verstehen lassen, der ganzen Geschichte die Ernsthaftigkeit verliehen, die diesem Thema zustehen. Wer allerdings zeitbesaitet ist, den warne ich vor einem Trigger. (Dies habe ich in der Leserunde gelernt.)
Die Geschichte beginnt also direkt und gleich unheimlich schrecklich für die Protagonistin. Keiner möchte sich so ein Schicksal überhaupt vorstellen und dennoch wird es hier beschrieben. So ist Joyce eine Protagonistin, die auf die ein oder andere Weise für den Leser steht’s unvorhersehbar bleibt. Man erfährt erst nach und nach in geschickt gesetzten eindrücklichen Analepsen, was ihr in Gänze erfahren ist. Dies macht sie zu einem Pulverfass, das inmitten der Handlungen steht, die in erster Linie Ace anführt. Ace hat ebenfalls keine einfache Vergangenheit, er lebt jedoch mittlerweile ein geordnetes Leben, hat Freunde und Familie, die zu ihm stehen. In Joyce findet er jemanden, um den er sich kümmern kann. Die gesamte Handlung ist also kurzgefasst die Erzählung dessen, wie Ace sich um sie bemüht, versucht sie zu reparieren und das Unheil von ihr fernzuhalten. Es ist ein ganz schönes Auf und Ab, dass für einen als Leser nicht immer einfach ist. Es geht oft einen Schritt nach vorne, um dann wieder zwei zurückzugehen. Das Erzähltempo passt sich dem an. Es wird über einen längeren Zeitraum erzählt. Ich fand es angemessen und gut angewandt. Generell war es schön zu sehen, wie hier Vertrauensarbeit funktioniert. Wie Joyce lernt zu vertrauen, lernt zu leben. Zwar langsam, aber sie tut es. Soweit so gut also alles gut. Das Auf und Ab ist allerdings auch sehr nervenzehrend, weil die Protagonisten oft schwach wirken. Es ist die ganze Zeit über die Rede davon, dass Joyce stark ist und das würde ich auch so unterschreiben. Aber es ist für den Leser einfach schwer zu begreifen, warum sie nun schon wieder wegrennt, warum sie schon wieder nichts sagt, warum sie sich schon wieder nicht wehrt. Mir war es oft einen Tick zu viel. Zu viel dessen, was ich bei einer gut lesbaren Geschichte ertragen könne. Es hat mich deshalb schon ein um andere Mal dazu gebracht, das Buch zu pausieren. Und nicht nur Joyce ist manchmal schwierig, auch Ace. Ich habe verstanden, was er sein sollte. Ein Kämpfer, der seine Wut manchmal schwer kontrollieren kann, obwohl er herzensgut ist. Dies wurde auch sehr schön ausgearbeitet und in verschiedenen Szenen deutlich und mit Joyce Verhalten konfrontiert. Es gab aber auch einige Situationen, in denen mir die Kinnlade bei seinem Verhalten runterklappte. Gerade am Anfang ist er unheimlich unsensibel. Später dann hatte ich den Eindruck, er hält sich seine kleine Prinzessin in seinem goldenen Käfig. Spricht von Liebe, schränkt sie aber ein. Auf den letzten Metern hat er nochmal die Kurve geschafft, davor hat es mich aber über Seiten hinweg schon ziemlich genervt. Dennoch entwickelt sie sich weiter.
An dieser Stelle wird dann auch einfach deutlich, dass erst am Ende Entscheidungen getroffen werden, die schon viel früher fällig gewesen wären – als logische Konsequenz der Geschehnisse. Das bestätigte für mich nur die Käfigtheorie. Ace lebt in seinem Tunnel und das schränkt Joyce unheimlich ein.
Die Nebenhandlung beläuft sich auf Joyce Adoptivvater und was Ace`Kumpel deshalb unternehmen. Erstmal sei gesagt: alle Figuren in diesem Buch haben eine wirklich interessante Geschichte zu erzählen. Ich wäre unheimlich gespannt darauf, diese zu erfahren.
Zurück zu Ace und Joyce ist da jedoch James, der die ganze Zeit frei rumläuft. Gegen Ende wird dagegen etwas unternommen. Zwar manchmal in recht unrealistischem Maße, aber immerhin. Vorher scheint er über viele Seiten hinweg vergessen. Gerade aus Ace ´ Sicht hätte ich da anderes erwartet. In diesem Strang werden dann zudem ein paar Logiklücken deutlich. Ich hätte mir einfach gewünscht, dass der Strang um James noch deutlicher gemacht würde.

Fazit:
Trotz meiner Kritikpunkte, fand ich es sehr gut, wie die Autorin dieses sensible Thema umgesetzt hat. Sie hat die richtige Balance zwischen eindrücklichen Szenen, Vertrauensarbeit, Beziehung und Kampf gefunden. Einige Stellen sind noch etwas unausgefeilt, aber das Buch kann mit seinem Schreibstil überzeugen. Es umfasst unheimlich viele Emotionen und man entschuldigt als Leser gerne so manche Handlung. Gerade, da man sich nicht in Joyce‘ Situation hineinversetzen kann. Respekt an die Autorin. Im Groben ist es gelungen und wir Leser werden definitiv den einen oder anderen Gedanken mit in unser Leben nehmen.

3 von 5 Sterne von mir.

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